Sprache. Tag für Tag nutzen wir dieses mächtige Werkzeug, um unsere Emotionen und Gedanken in Worte zu fassen und uns die Welt begreifbar zu machen. Sie orientiert sich an unserer Lebenswelt und ist das Fundament unseres sozialen Systems. In anderen Worten: Sprache ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. 

Deswegen nutzen wir bei In A Nutshell eine gendergerechte und inklusive Sprache in unserer internen und externen Kommunikation. Denn für uns steht fest: Wir sind Teil einer bunten und vielfältigen Gesellschaft und wollen Sprache als verbindendes Element nutzen, um Diskriminierungen abzubauen und die Gleichberechtigung aller Geschlechter zu fördern. 

Auch viele unserer Kund:innen beraten wir zum Thema Gendern. Und oft hören wir die gleichen Fragen: Mit Sternchen oder Doppelpunkt? Wann und wie oft formuliere ich etwas geschlechtsneutral? Wozu überhaupt das Ganze? In unserem Gender-Leitfaden geben wir einen Überblick und beantworten die wichtigsten Fragen.

Nehmen Sie auch gerne persönlich Kontakt zu uns auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Gendern?
Richtig gendern: Das steht im Duden
Darum ist Gendern (für Unternehmen) so wichtig
Ist gendersensible Sprache verpflichtend?
„Richtig gendern“: Wie geht das?
„Gendern nervt“: Die langjährige Gender-Debatte
Wir unterstützen Sie bei der Umsetzung hin zu einer gendergerechten Sprache

Was ist Gendern?

Im Deutschen gibt es keine spezifische Unterscheidung des Geschlechterbegriffs. Vielmehr steht „Geschlecht“ im allgemeinen Verständnis für das biologische Geschlecht (engl.: sex). Also weiblich oder männlich, „gebärfähig“ oder nicht. Daher hat sich im deutschen Sprachgebrauch der Anglizismus „gender“ etabliert, der im Zuge der fortschreitenden Frauen- und Gleichstellungsbewegung entstanden ist. Dieser Begriff bezieht sich auf das soziale Geschlecht bzw. die sozialen Geschlechtsmerkmale und sorgt so für eine Differenzierung, die alle Menschen inkludiert.

Wer also gendert, wählt bewusst personenbezogene Begriffe, in denen eine männliche, weibliche und im besten Fall eine nicht-binäre Form („weder Frau noch Mann“) enthalten sind. Ein Beispiel ist der geschlechtsneutrale Begriff „Mitarbeitende“, der als Synonym für den einfachen Plural und das generische Maskulinum „Mitarbeiter” oder die Doppelnennung „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ verwendet werden kann. Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten zu gendern. Mehr dazu im im nächsten Abschnitt.

Das generische Maskulinum in der Kritik

Wer mit dem Begriff „generisches Maskulinum“ nichts anfangen kann: Damit ist die Verwendung von Personen- und Berufsbezeichnungen in der grammatikalisch männlichen Form gemeint – auch wenn die angesprochenen Personengruppen alle Geschlechter miteinschließt.  

Diese sprachliche Regel wird seit Jahrzehnten kritisiert, da sich Frauen sowie nicht-binäre, diverse oder inter- und transsexuelle Personen diskriminiert und ausgegrenzt fühlen. Psycholinguistische Studien beweisen beispielsweise, dass das generische Maskulinum bei der Mehrheit der Menschen männliche Assoziationen hervorruft.

Folgende Alternativen gibt es: 

  • Die Doppelnennung (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter)
  • Der Doppelpunkt (Mitarbeiter:innen)
  • Der Gender-Stern (Mitarbeiter*innen)
  • Das „Binnen-I“ (MitarbeiterInnen)
  • Der Unterstrich (Mitarbeiter_innen)
  • Das generische Femininum (Mitarbeiterinnen)

Richtig Gendern: Das steht im Duden

Beim Gendern gibt es aktuell kein Richtig oder Falsch. Der Rat für deutsche Rechtschreibung empfiehlt, allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache zu begegnen. Gleichzeitig lehnt er die Aufnahme von Gender-Stern, Doppelpunkt und anderen Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen in das Amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung ab: „Dies ist eine gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Aufgabe, die nicht allein mit orthografischen Regeln und Änderungen der Rechtschreibung gelöst werden kann.”

Auch der Duden-Verlag hat sich dem Thema im Laufe der letzten Jahre verstärkt angenommen. 2021 wurde in der Online-Version des Wörterbuchs bei mehr als 12.000 Personen- und Berufsbezeichnungen das generische Maskulinum abgeschafft. Dort finden sich jetzt zum Beispiel separate Einträge für weibliche und männliche Berufsbezeichnungen, wie zum Beispiel Ärztin und Arzt oder Lehrerin und Lehrer. Darüber hinaus liefert das digitale Wörterbuch eine Vielzahl an Beispielen und Vorschlägen, wie geschlechtergerechte Sprache bestmöglich umgesetzt werden kann. 

Darum ist Gendern (für Unternehmen) so wichtig

  • Laut einer wissenschaftlichen Studie entschließen sich junge Mädchen eher für typisch männliche Berufe, wenn ihnen diese gendersensibel präsentiert werden, z. B. wenn von der Ingenieurin und dem Ingenieur die Rede ist. Jungs geht es umgekehrt genauso.
  • Männlich formulierte Stellenanzeigen führen dazu, dass Frauen Jobs bei gleicher Qualifizierung seltener bekommen. Das ändert sich jedoch, wenn beide Geschlechter mit der Paarform genannt werden. 
  • Frauen bewerben sich laut einer Studie eher auf Stellen, welche die Doppelnennung nutzen: „Wir suchen eine Geschäftsführerin oder einen Geschäftsführer.”*
  • Die Verwendung gendergerechter Sprache zeigt, dass ein Unternehmen Wert auf Vielfalt und Inklusion legt.

Ist gendersensible Sprache verpflichtend?

Heute nutzt in etwa jedes dritte Unternehmen genderneutrale Sprache für interne und externe Kommunikationszwecke. Zwei prominente Beispiele sind Lufthansa und die Deutsche Bahn. Beide Unternehmen schaffen die Begrüßung „Damen und Herren” ab und verwenden in Zukunft eine genderneutrale Ansprache ihrer Fahr- bzw. Fluggäste. Einziger Unterschied: Während die Lufthansa aus eigener Motivation heraus handelte, kam die Deutsche Bahn nach einem Gerichtsurteil unter Zugzwang. 

Auch bei vielen DAX-Unternehmen besteht noch großer Handlungsbedarf, wie eine Analyse der Content-Marketing-Agentur Coco aus dem Jahr 2021 unterstreicht. Lediglich fünf der 40 Dax-Konzerne gendern konsequent – sei es in Stellenanzeigen oder auf ihrer Homepage: BASF, Delivery Hero, Deutsche Post, Deutsche Bank und Linde. Weniger als ein Fünftel setzen genderneutrale Sprache in ihren Stellenanzeigen um – trotz der seit 1. Januar 2019 geltenden Verpflichtung (§ 1 AGG). 

„Richtig gendern“: Wie geht das?

  • Der Einsatz von Genderzeichen wie Gender-Sternchen, Doppelpunkt oder Gender-Gap (Unterstrich) alleine reicht nicht aus
  • Um Texte lesbar und gendersensibel zu gestalten, braucht es sprachliches Geschick und Expertise
  • Doppelpunkt, Stern oder Unterstrich: Einheitlichkeit in der Kommunikation sind wichtig
  • Lediglich Männer und Frauen zu nennen, schließt nicht-binäre Personen aus
  • Mitarbeitende brauchen Leitlinien, an denen sie sich orientieren können
  • Sprache ist lebendig: Es geht nicht um starre Regeln, sondern um ein neues, sprachliches Selbstverständnis

Beispiele aus dem Alltag

Neutrale Formulierungen wählen: 

  • „Führungskraft“ statt „Chef"
  • „Interessierte“ statt „Interessenten“
  • „Alle“ statt „jeder Einzelne“
  • „Kontakt“ statt „Ansprechpartner“
  • „Einstiegskurs“ statt „Anfängerkurs“

Juristische Personen nicht gendern:

  • „Arbeitgeber“

Anrede in Geschäftsmails:

  • Sehr geehrte Beschäftigte, …
  • Liebes Team, …
  • Guten Tag, …

„Gendern nervt“: Die langjährige Gender-Debatte

Das Thema Gendern ist kontroverser denn je und inzwischen auch politisch. 65 % der Deutschen lehnen die Verwendung einer gendersensiblen Sprache in der Öffentlichkeit laut einer Umfrage von infratest dimap ab. Auch CDU-Chef Friedrich Merz spricht sich dagegen aus. Die Grünen und die LINKE halten dagegen. Ein Hersteller von "Student*innen Futter" sorgte in den sozialen Medien für Aufruhr. Ein VW-Mitarbeiter ging wegen des Genderns sogar vor Gericht; wollte sich „Sprache nicht konkret vorgeben lassen.”

Die bei VW eingeführte Unterstrich-Schreibweise wird auch von der "Charta der Vielfalt" verwendet, eine Initiative mit dem Ziel, „die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von Vielfalt in der Arbeitswelt in Deutschland voranzubringen". Mitglieder sind u. a. die Deutsche Post, Allianz, Siemens, BASF, Adidas und Audi.

Wir unterstützen Sie bei der Umsetzung einer gendergerechten Sprache

Durch die tägliche Arbeit mit unseren Kund:innen und der persönlichen Auseinandersetzung mit der Thematik haben wir beschlossen, gendergerechte Sprache in unserem Unternehmen einzuführen und zu leben. Wir sehen es als einen Prozess. Denn der Wandel von Sprache ist Teil der gesellschaftlichen Veränderung. 

Gerne geben wir unsere Expertise auch an Sie und Ihr Unternehmen weiter – ob bei der Leitfadenerstellung für gendergerechte Sprache fürs eigene Unternehmen, der gendersensiblen Aufarbeitung von Texten oder durch eine umfangreiche Unterstützung in Form von Workshops. Wir freuen uns über eine persönliche Kontaktaufnahme.