Warum ist ein aufgeräumter Kühlschrank für SEO-Profis so wichtig und was hat Design mit moralischer Verantwortung zu tun? Diesen Fragen stellte sich unser Team beim ersten In A Nutshell Offsite vergangenen Oktober. Communication Strategy, Digital Marketing und Design – zu diesen drei Kernkompetenzen von In A Nutshell referierten und diskutierten ausgewiesene Branchen-Expert:innen mit uns. Um das Event auch in Zeiten von Corona stattfinden zu lassen, galten strenge Auflagen und ein akribisch ausgearbeitetes Hygienekonzept.

„Es gibt Berufe, die mehr Schaden anrichten als der des Industriedesigners, aber viele sind es nicht.“ Ein starkes Statement des amerikanischen Designers und Philosophen Victor Papanek, mit dem Florin Preußler seinen Vortrag über moralische Verantwortung im Design eröffnete. Preußler, Art Director von Lookout Mountain Studios in München, präsentierte zahlreiche Beispiele, wie Design die Gesellschaft beeinflusst. Ob bei der Konzeption einer Wasserflasche oder das regelmäßige Update des Emoji-Sortiments - wir seien überall im Alltag von Design umgeben. Designer:innen stehen, so Preußler, in einem Spannungsverhältnis zwischen Auftragsarbeit und der eigenen Moral. Inwieweit das vereinbar ist, hänge dabei von jedem:jeder Grafikdesigner:in und Art Director persönlich ab. 

Auch Marken stehen zunehmend vor der Herausforderung, bei gesellschaftlich relevanten Themen klar Position zu beziehen. Ob „greenwashing” oder „colourwashing”, Design werde hierbei als Problemlöser gedacht. Gesellschaftliche Konflikte oder Umbrüche spiegeln sich gestalterisch wider, beispielsweise durch das bunte Einfärben von Markenlogos zum alljährlichen „Pride Month” im Juni. Ob es sich hierbei tatsächlich um ein Symbol der Solidarität oder doch eher einen Social-Media-Trend handelt, bleibt offen. 

Art Director Preußler plädierte bei der Entwicklung von Design für eine autonome Reflexion des Einzelnen, um ein Bewusstsein für die manipulierende Wirkung zu schaffen. Fazit: Für uns in der Kommunikationsbranche ist es ein Muss, sich über das Wirken der eigenen Arbeit bewusst zu sein und regelmäßig über die ethische Dimension zu reflektieren.

Faule Zitronen verschmutzen den Google-Index

Guter Content wird nur dann wirklich wirksam, wenn man auch die Distribution mitdenkt. Ganz zentral, neben digitalem Advertising, ist das Thema Suchmaschinenoptimierung. Worauf es dabei ankommt, veranschaulichte Alin Radulescu in seinem Vortrag eindrucksvoll. Der SEO-Experte nahm uns mit auf eine Zeitreise von Googles Anfängen bis zur heutigen Komplexität der Suchmaschine. Auch wer bisher nur wenig mit SEO zu tun hatte, bekam dabei einen hilfreichen und vor allem verständlichen Eindruck in die Welt der Suchmaschinenoptimierung. Radulescu brach das Fachwissen auf einfache und nachvollziehbare Beispiele, wie die Zitronen-Metapher, herunter.

Regelmäßige Content-Produktion ist essentiell, um auf Suchmaschinen und Social Media relevant zu bleiben. Der Experte erklärte jedoch, weshalb die Devise „more is more” aber auch schädlich sein kann. Veralten und „Verfaulen” von Contents könne nämlich die Folge sein - wie in einem schlecht gepflegten Kühlschrank. Damit die faulen Zitronen nicht auch andere Lebensmittel kontaminieren und den gesamten Inhalt befallen, sei frühzeitiges Aussortieren notwendig. Unser Fazit: Kontinuität und Kontrolle sind gleichermaßen wichtig, damit Inhalte für User:innen immer aktuell bleiben und so positiv auf den Google-Algorithmus wirken. 

Gelten Komma-Regeln auf Social Media?

„Mein Nicht-Lieblingssatz: Das haben wir immer so gemacht, das hat auch früher so geklappt”, erklärte Bernd Hops, Leiter Kommunikation und Politik des DAX-Konzerns Infineon. In seinem Vortrag führte er in die kommunikationsstrategischen Herausforderungen in internationalen Konzernen ein. Aus seinem Erfahrungsbericht wurde wieder einmal deutlich: Kommunikations- und Marketing-Abteilungen müssen sich in vielerlei Hinsicht neu erfinden, wenn sie den Anforderungen unserer VUCA-Welt gewachsen bleiben wollen. Ob das Akronym VUCA, das "volatility", "uncertainty", "complexity" und "ambiguity" verbindet, wirklich noch die Merkmale der Post-Corona-Zeit zu fassen vermag, ist eine andere Frage – klar aber wurde: So viel sich – gerade in 2020 – auch schon getan haben mag, stehen wir doch erst am Anfang einer rapiden Veränderung für die gesamte Branche. 

Man muss gar nicht in großen strategischen Fragestellungen wie Newsroom-Arbeit, Storytelling oder Business-Impact von Unternehmenskommunikation denken – die Herausforderungen für Kommunikationsabteilungen beginnen oft schon bei der Suche nach dem passenden Personal: „Es ist wirklich schwierig, gute Leute zu finden, die neben den klassischen PR-Skills auch die digitale Kommunikation beherrschen”, sagte Hops. Während einerseits manche PR-Manager immer noch Berührungsängste mit den sozialen Netzwerken hätten, leide oftmals auf der anderen Seite auch die redaktionelle Qualität unter der Geschwindigkeit, die Twitter, LinkedIn und Co. erfordern. 

Oft unterschätzt würde in dem Zusammenhang die Bedeutung einer angemessenen Sprache und korrekten Rechtschreibung, auch in sozialen Netzwerken. Selbst simple Grammatikfehler könnten Auswirkungen auf das Image eines Konzerns oder einer Marke haben. Hier sei Kohärenz gefragt: Produktversprechen und Kommunikation müssen qualitativ übereinstimmen. Denn wenn schon redaktionell Schwächen erkennbar sind, drohe auch das Vertrauen in weitere Unternehmensstandards zu leiden. 

Für uns als Kommunikationsagentur bedeutet das, auch unseren Kunden die Wichtigkeit einer authentischen und dennoch qualitativ hochwertigen Kommunikation in digitalen Kanälen zu verdeutlichen. Es geht um einen Ausgleich im Spannungsfeld zwischen Seriosität und Nahbarkeit.

Spielen für den guten Zweck

Gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, bedeutet bei In A Nutshell nicht nur, in Fachvorträgen darüber zu diskutieren. Deswegen freuten wir uns über zwei weitere spannende Gäste: Julian Lohaus und Can Saat. Als Teil des Teams von Right To Play Deutschland sprachen die beiden mit uns über die Hintergründe und das Konzept der Hilfsorganisation. Wie es der Name schon verrät, steht das Spielen als basales Kinderrecht im Mittelpunkt ihrer Arbeit. 

Das internationale Team von Right To Play setzt sich aktuell in 15 Ländern für eine langfristige Entwicklungsarbeit ein. Mithilfe spielbasierter Lernkonzepte führen Lehrer:innen die Kinder an komplexe Themen heran. Wie kann ich mich vor Malaria schützen? Wie verarbeite ich Traumata? Welche Rechte habe ich als Kind? Das elementare Ziel: Kindern eine starke Stimme geben. Wir freuen uns sehr, unsere Expertise von In A Nutshell künftig auch karitativ einzusetzen und Right To Play Deutschland in ihrer Kommunikation unterstützen zu dürfen. 

Trotz Corona-Maßnahmen, Hygienekonzept, Maskenpflicht und Desinfektionsmarathon klang das In A Nutshell-Offsite mit bester Stimmung aus. Nicht nur inhaltlich war es ein voller Erfolg, auch dank der tollen Location im hartmanns munich im Herzen Münchens konnte unser Event reibungslos stattfinden. Unser Resümee: Viel neuer Input zu relevanten Themen, intensive Diskussionen und Inspirationen und natürlich ein immens gestärktes Teamgefühl. Wir freuen uns auf das nächste Mal!