Sich in jungen Jahren vor einem erfahrenen Alpha-Tier in Unternehmen zu behaupten, ist nicht einfach. Wie sollen Youngsters am besten damit umgehen, wenn sie von alteingesessenen Chefs in Konzernen nicht ganz ernst genommen werden? Und wie verschaffen sie sich auf professionellem Wege die Anerkennung ihres Gegenübers?

Mit solchen Fragen beschäftigte sich Kommunikationscoach Emilio Galli Zugaro im Rahmen unserer IAN Afterwork-Eventreihe.

Emilio, EMMA und Erfolgreiche Kommunikation

In puncto Kommunikation ist Emilio Galli Zugaro Experte. Der Gründer und Geschäftsführer der ORVIETO Academy for Communicative Leadership sitzt in mehreren Unternehmensbeiräten, war über zwei Jahrzehnte lang Kommunikationschef der Allianz und arbeitet als Kommunikationscoach für Unternehmensführer. Er kennt sich also aus im Umgang mit Alpha-Männern.

„Zuhören ist die Hauptfähigkeit der Kommunikation”, erklärte uns Emilio. Das mache einen guten Berater und eine gute Beraterin aus. Emilios Mantra für erfolgreiche Kommunikation: EMMA. Ein Akronym: Das E steht für Empathie und Erwartungen. Das erste M für Mentalität. Das zweite M ist die Motivation. Und das A bedeutet Analyse. 

Für den Umgang mit den Unternehmens-Alphas, sprich Top-Management und ähnlichen Führungskräften, bedeutet das, sich zunächst mit den Erwartungen dieser Menschen auseinandersetzen und sie zu deuten. Um eine zufriedenstellende Zusammenarbeit zu garantieren, ist es besonders wichtig, die Erwartungen der Konzernchefs von Beginn an mit den möglichen eigenen Leistungen abzugleichen. „Ich kann nicht aus Steinen einen guten Saft ausquetschen.“ Außerdem gilt es, ein Gefühl für die Stimmung der Bosse zu entwickeln. Ist mein Gegenüber gut gelaunt, oder beschäftigt ihn oder sie etwas? – „Zwischen den Zeilen kann viel stecken”, betonte Emilio. Ein empathischer Umgang mit den Kunden wirkt sich positiv auf eine erfolgreiche Arbeitsatmosphäre aus. 

Auch die Mentalität des jeweiligen Managers oder der Managerin spielt eine Rolle dabei, wie er oder sie Vorschläge annimmt oder Humor versteht. Dies illustrierte der gebürtige Italiener Galli Zugaro mit zahlreichen Anekdoten aus den Anfängen seines eigenen Berufslebens bei der Allianz. Er als Südländer unter zahlreichen „Tedeschi“ Sein Tipp: Humor kommt meistens gut an – aber nur, solange der Witz auf die eigenen Kosten geht. 

Mit Alphas auf Augenhöhe

„Fürchte dich nicht vor dem Nein!”

Ein weiterer wichtiger Baustein für die erfolgreiche Kommunikation mit den Chefs ist die eigene Motivation. „Zur eigenen Meinung stehen, anstatt es immer allen recht zu machen, hinterlässt Eindruck bei Führungskräften. Wenn du dir sicher bist, dass deine Lösung die beste Idee ist, stehe dazu. Traust du dich, trotz Gegenwind, deine Meinung zu vertreten, wird das Alphas beeindrucken – und sie werden deinen Vorschlag in Betracht ziehen”, erklärte der erfahrene Kommunikationsberater. „Fürchte dich nicht vor dem Nein!” verdeutlichte Emilio.

Um sich auf Augenhöhe zu begegnen, gilt es jedoch auch, die Bedürfnisse und Ziele der Alphas genauestens zu analysieren.

Und was, wenn sich die alteingesessenen Bosse trotz ausgefeilter EMMA-Strategie nicht von neuen Ideen und innovativen Strategien überzeugen lassen? Dann ist es sinnvoll, die Meinung anderer erfahrener Stakeholder einzubringen, denn Alphas lassen sich besonders davon beeindrucken, was gleichrangige Unternehmer:innen schon auf die Beine gestellt haben. 

Raum lassen und Eindruck machen?

Für Agentur-Pitches hatte Emilio ebenfalls ein Erfolgsrezept zur Hand: Anstatt die Zeit bei Präsentationen randvoll zu packen, empfahl er, viel Platz für Rückfragen offen zu halten. „Erzähle nicht gleich alles, was du weißt, sondern lasse einige Fragen unbeantwortet. Die Führungskräfte werden sie dir stellen. So gibst du ihnen das Gefühl, einen wichtigen Beitrag geleistet zu haben und kannst gleichzeitig unter Beweis stellen, dass du mehr Wissen parat hast, als in deiner Präsentation zum Vorschein gekommen ist.” 

Nicht jede Sekunde in Gesprächen zu füllen, ist eine Strategie, die sich auszahlen kann. Ob in Pitches oder Interviews: Lässt du Raum vor der nächsten Frage und sagst erst einmal nichts mehr – Emilio nannte es das “Vakuum” – wird dein Gegenüber die Leere füllen. Denn Alpha-Männer können das Vakuum nicht tolerieren. „Sie werden reden, wenn du ihnen die Chance dazu gibst und werden dir so unvorbereitet brauchbare Informationen preisgeben”, so Emilio.

Nach einer intensiven Diskussionsrunde, die – natürlich unter Einhaltung der aktuellen Corona-Auflagen – bei Snacks und Getränken am Buffet ausklang, gingen wir mit neuer Motivation und inspirierenden Denkanstößen aus diesem Event. Ein herzliches Dankeschön geht an Emilio Galli Zugaro für viele nützliche Ratschläge, Erfahrungen und ein spannendes Gespräch – ein mehr als gelungener Auftakt unserer neuen IAN Afterwork-Reihe!